Bietet Fiasp Vorteile für sporttreibende T1D?

Hallo miteinander,

habe seit wenigen Tagen das neue Insulin Fiasp (schneller wirkendes NovoRapid) in der Pumpe. Ich kann noch nicht viel sagen, außer:

  • Bei meinen (geringen) Dosen ist der Wirkeintritt etwas früher,
  • für etwa 1,5h hat man eine (konstant) anhaltende Wirkung,
  • nach 3h kann ich keine BZ-senkende Wirkung mehr messen

Das Fiasp könnte insbesondere beim Zeitmanagement Nahrungsaufnahme-Sport Vorteile bringen: “Wann muss ich vor dem Wettkampf frühstücken und gespritzt haben, um nicht in die Hypo zu laufen?”

Macht sonst noch jemand gerade dies bezügliche Erfahrungen?

Detlef

 

P.S.: Zu Visualisierung habe ich zu dem NovoRapid-Wirkverlauf (blau) den von mir derzeit vermuteten Fiasp-Verlauf (rot) gegenübergestellt.

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Andreas

Vielen Dank für diesen ersten Eindruck. Das macht mich ja sehr neugierig – aber erst einmal brauche ich noch meinen Humalog-Vorrat auf … und warte auf weitere Erfahrungen.

Im Netz findet man auch Studien mit Grafiken, die das Anfluten und die Wirkdauer abbilden, z. B. hier:
http://www.medicines.org.uk/emc/medicine/33022
Dort sieht man den von Dir beschriebenen schnelleren Wirkungseintritt, allerdings soll sich die Gesamtwirkdauer an sich nicht oder nur kaum unterscheiden – gleichwohl die Konzentration selbstverständlich stets niedriger ist (sodass das subjektive Empfinden dann doch wieder zutrifft). Hier jedenfalls eine der Grafiken:
comment image

Viele Grüße
Andreas

Butterkeks

Hallo Detlef,
danke für den Bericht. Ich überlege mir auch, das FIASP beim nächsten Besuch zu holen da mein Humalog-Vorrat das MHD überschreitet.
Da ich auch LC unterwegs bin und wenn, dann nur einen “Gemüsebolus” p.p. spritze (meist so 1-1.5 IE), habe ich da mit Humalog gemischte Erfahrungen, der Wirkeintritt könnte da schneller sein.
Etwas hinderlich ist, dass ich halbe Einheiten ICT spritze – und entsprechend nicht nur die Patrone wechseln müsste sondern auch die Pens, Fertigpens mit halben Einheiten gibts ja nicht von Novo. Und Pens mit halben Einheiten gibts nur den teuren Novo Echo, ob ich da gleich 2 Stück bekomme ist fraglich.
lg
Christian

Butterkeks

Ein Gedanke noch:
Der schnelle Wirkeintritt wird ja durch zugesetztes Arginin und Nicotinamid erreicht. Arginin wird gerne von Sportlern supplementiert, um Wachstumshormone zu erhöhen (Doping?). Wie hoch jedoch die Dosis ist, die man je IE FIASP an Arginin und Nicotinamid zu sich nimmt, darüber konnte ich keine Infos finden.

Andreas

Der Doping-Aspekt ist spannend.

Habe mir anlässlich der Challenge Roth 2010 von der NADA (Nationalen Anti-Doping Kommission) eine lebenslange Genehmigung für Humalog ausstellen lassen, da ja alle Insuline verboten sind. Die eine Frage ist,
1. ob ich eine neue Genehmigung benötige – ich denke “ja”;
2. die andere Frage ist, ob Fiasp überhaupt genehmigungsfähig ist angesichts dessen, was Du schreibst? –
Mein Asthmaspray war damals nicht genehmigungsfähig, weil ich auf ein anderes ausweichen konnte, das bestimmte Wirkstoffe nicht enthält (Salbutamol-Spray statt Aarane mit Cromoglicinsäure + Reproterol).

Ein Flyer der Nada über Nahrungsmittelergänzungmittel erwähnt Arginin nur am Rande, als Baustein des Kreatins, das als “Leistungsförderer” im Kraftsport bezeichnet wird. Gleichzeitig wird in diesem Artikel aber auf die nicht nachgewiesene bzw. zu vernachlässigende Wirkung von Nahrungsmittelergänzungen allgemein hingewiesen, ein explizites Verbot finde ich dort nicht.

Und auf der Kölner Liste ist das Nahrungsergänzungsmittel TNT Naked L-Arginin geführt: Das darf also zugeführt werden.

So gesehen, sollte es eigentlich kein Problem sein, Fiasp genehmigt zu bekommen.

Andreas

Nein, das nicht. Aber es wurden bei der Challenge Roth auch Altersklassen-Sportler zur Dopingkontrolle ausgelost. Die Aufforderung dazu lag im Startbeutel. Auch wenn – wenn ich mich richtig erinnere – das Risiko, erwischt zu werden, bei 3 oder 4 Prozent lag, wollte ich nicht meine erste Langdistanz, für die ich damals viel trainiert hatte, durch diese Unachtsamkeit gefährden.
Auch wenn ich es durchaus spaßig gefunden hätte, in Zeitungen zu lesen, “Sportveranstalter verbietet Diabetiker lebenswichtiges Insulin!”
Ein klein wenig sportlich war dann auch der Antrag: Krankengeschichte von der Erst-Manifestation bis heute, C-Peptid-Bestimmung, Blutzucker-Protokoll über ein oder zwei Wochen, letzte Hba1c-Werte usw. Das alles war sehr, sehr aufwändig.

Spieler

Hallo Zusammen,
das Problem TUE (medizinische Ausnahmegenehmigung) und Insulin wurde für uns Hobbysportler sehr vereinfacht. Bei uns reicht seit 2013 erstmal ein Attest des behandelnden Diabetologen. Dieses darf nicht älter als 12 Monate sein. Es kann aber sein, dass die NADA rückwirkend noch weitere Unterlagen haben will. Dise Regelung gilt nicht für Testpool Athleten! Und bei Wettkämpfen im Ausland kann es auch anders sein (vorab informieren!)
Grüße,
Philipp

Ulrike

Lieber Butterkeks, heißt das jetzt, dass alle Fiasp Nutzer jetzt eigentlich dopen und rauchen (Nikotin) ohne dass Ihnen dass bewußt ist. Von anderen Stellen viel auch der Begriff von Viagra ähnlichen Substanzen im Fiasp – hossa, die Waldfee – wer reitet gedopt und …durch den Walöd, es ist der Fiasp behandelte Diabetiker. sehr schöne Vorstelung, im Ernst, falls Du da etwas rausfinden solltest, bitte lass es mich wissen, wäre für Profisportler, die ständigen Tests unterliegen, ein wichtiger Punkt. Liebe Grüße, Ulrike

Doro

Hallo Detlef,

danke schon mal für die Infos und ich habe gleich ein paar Fragen an dich:
Hast du den BZ-Verlauf mit CGM oder Flash bestimmt?
Ist die Wirkung von Fiasp wirklich stärker als beim Novorapid?
Bei mir ist die Wirkung von Novorapid auch nach drei Stunden verschwunden , wäre interessant, ob Fiasp dann noch kürzer wirkt.
Hast du eine Veränderung am Basisbedarf festgestellt?

LG
Doro

Andreas

Seit etwa eineinhalb Wochen bin ich jetzt auch auf Fiasp – und auch von mir ein paar Eindrücke.
Der Umstieg von Liprolog/Humalog fiel leicht, Basalrate und Bolus-Faktoren habe ich so gelassen, wie sie waren und habe auch den Eindruck, dass das schon irgendwie passt.
Der Unterschied in den Wirkkurven habe ich gemerkt, er ist aber nicht so gigantisch wie erwartet: Fiasp ist ein klein wenig schneller im Anfluten, aber das sind keine Welten.
Auch scheint es etwas kürzer zu wirken, was mir entgegen kommt, denn gerade am Ende der Wirkdauer habe ich immer wieder gegen Hypos anessen bzw. antrinken müssen. Auch Sport ist weniger hypoanfällig.
In der Regel sind die Wirkkurven etwas flacher, ich hatte aber auch schon zwei Tage, wo nichts passte. Ob das am Insulin liegt, glaube ich aber nicht. Einmal habe ich Blutketone gemessen (0.7) und Fiasp mit der Spritze gegeben … und fast sofort war die Wirkung dar. Nach Katheterwechsel usw. funktionierte auch wieder alles so, wie es sollte. Das andere Mal war es kein technisches Problem, sondern einfach ein mieser Tag mit einer deutlichen Resistenz, trotz eineinhalb Stunden Radeln. Nach einem Tag mit einer etwas erhöhten Basalrate ist jetzt aber wieder alles schick.
Zusammengefasst gibt es für mich aufgrund meiner ersten Eindrücke keinen Grund, zurück zu wechseln. Fiasp funktionert für mich geringfügig besser, ist aber ehrlicher Weise auch kein “must have”.

Antje

Hallöchen, ich habe Fiasp (noch) nicht ausprobiert, aber ich habe beim DDG-Kongress im Mai einen spannenden Vortrag zu seiner Pharmakokinetik gehört und darüber auf meinem Blog geschrieben: https://suesshappyfit.wordpress.com/2017/07/07/spritz-ess-abstand-adieu-wie-schnell-ist-das-turboinsulin-fiasp-wirklich/ Ich fand besonders den Aspekt interessant, warum Fiasp in der Pumpe offenbar schneller ist als im Pen. Ich werde für den nächsten Diadoc-Termin auch mal auf meine Wunschliste setzen.

Andreas

Nein, mir bietet Fiasp wohl keinen Vorteil – genauer gesagt nicht immer!

Warum ich das jetzt so entschieden schreibe, liegt in meinen beiden Wettkampf-Erfahrungen mit Fiasp begründet, dem ITU-Triathlon und dem Ironman in Hamburg.
Über den ITU-Triathlon habe ich einen Blogbericht geschrieben, über den sportlichen Teil des Ironman Hamburg einen Kommentar. Wer diese lesen will, folge den Links.

Fiasp reagiert – und das muss ich jetzt wirklich zugeben – immens auf meine Hormone, ein kleiner Redebeitrag vor einer Gruppe bedeutet einen Anstieg um 80 mg/dl, bei den beiden Wettkämpfen gerät das dann völlig außer Kontrolle.
Normaler Weise – und das hat sich bei vielen Wettkämpfen bewährt -, stehe ich auf ohne etwas zu essen und nehme mein Frühstück (Toastbrote mit süßem Aufstrich) zum Wettkampf mit. So 45 Minuten vorher esse ich dann etwa 4 BE. Anstiege habe ich dabei nie beobachtet.
Jetzt ist zweimal hintereinander mein Blutzucker von einem Normwert – wie gesagt ohne Kohlenhydrat-Aufnahme und ohne Basalratenreduktion -, zu Zeiten, in denen ich sonst im Bett liege, auf Werte nahe 300 mg/dl gestiegen. Beim Ironman habe ich dann vor dem Schwimmen vorsichtig mit einer halben Einheit korrigiert und eine halbe BE Brot gemümmelt, um überhaupt etwas im Magen zu haben. Nach 3,8 km Schwimmen ist der Blutzucker nicht gefallen, sondern verharrt bei hohen 270 mg/dl. Unmittelbar wenn ich Boden unter den Füßen habe korrigiere ich mit 2,5 Einheiten, ohne Wirkung, der Blutzucker steigt. Auch weitere 3 Einheiten Insulin während der Radfahrt abgegeben, verhindern nicht den Anstieg auf 380 mg/dl. Das einzige was ich in den ersten drei Stunden zu mir nehme ist … Wasser. In Harburg, nach 70 Kilometern steige ich vom Rad und messe Ketone: 0.5 mmol/l. Das ist auf der Grenze zu einer beginnenden Keto-Azidose, kann aber auch Kennzeichen der intensiven Fettverbrennung sein. Hier entscheide ich mich, zur Hälfte der Radstrecke, nach 90 Kilometern, abzusteigen. Auch auf den (für mich) letzten 20 Kilometern fällt der Blutzucker nicht, sondern stagniert auf hohen 360 mg/dl.
Kaum steige ich vom Rad, fallen Ketone und Blutzucker. Sogar ohne weitere Korrektur auf 160 mg/dl. Es war also wirklich keine Keto-Azidose, sondern ein absolut irreguläres Verhalten.

Einen ähnlich hohen Wert hatte ich vor sieben Jahren bei der Challenge Roth, hervorgerufen durch zu hohe, unkontrollierte Kohlenhydrat-Aufnahme. Hier sorgten 2,5 IE Humalog (Liprolog) für einen Blutzucker-Sturz, der mich über Stunden nur noch eines zuließ: Mit ungeheuren BE-Mengen gegen die drohende Hypo anfuttern …

Mein Eindruck ist: Fiasp reagiert absolut empfindlich auf Stress-Situationen und die dabei ausgeschütteten Hormone. Dadurch entstehen gelegentlich Blutzuckerverläufe, die nicht zu kontrollieren und zu handeln sind.
Insbesondere bei hohen Blutzuckern habe ich auch unabhängig von Stress-Situationen den Eindruck, dass ich mehr als doppelt soviel Insulin verbrauche, als mit meinem vorherigen Insulin, Humalog bzw. Liprolog.

Christian

Ich habe nun einen Testpen seit einigen Tagen im Einsatz und finde FIASP im Vergleich zu Humalog v.a. bei geringen Dosen im Rahmen einer Low-Carb Ernährung wirkungsvoller.
Bislang hatte ich bei 1-2 Einheiten Humalog immer noch leichte Anstiege oder musste einen SEA einhalten, mit FIASP ist das nun viel glatter.

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