ITU Triathlon Hamburg: Alle IDAA-Starter mit Bestzeiten im Ziel!

Wow, was für ein Wochenende! Ich bin total geplättet. Und zwar nicht nur, weil ich in der Nacht zum Sonnabend im Grunde überhaupt nicht und Sonntagmorgen auch nur bis viertel vor fünf morgens geschlafen habe. Sondern auch, weil ich beinahe rund um die Uhr auf den Beinen war, am Sonnabend selbst die Sprintdistanz im Hamburger Triathlon gefinisht habe und gestern einen Haufen Freunde an der Strecke bei der Olympischen Distanz angefeuert habe.

Gemeinsam mit mir sind auch weitere Mitglieder aus der IDAA beim Hamburger Triathlon gestartet: Bianca und Tobi als “alte Hasen” im Triathlon-Sport am Sonntag auf der Olympischen Distanz, die Wiederholungstäterin Tina (siehe Gastbeitrag auf meinem Blog vom vergangenen Jahr) sowie Beate (vom Blog Beate putzt – sauber leben mit Diabetes), und Siggi als Rookies am Sonnabend auf der Sprintdistanz. Und ungelogen haben wir alle persönliche Bestzeiten erzielt.

Eine Bestzeit nach der anderen!

Tobi gelangte nach 1.500 Metern Schwimmen, 40 Kilometern Radfahren und 10 Kilometern Laufen in 2:36 Stunden ins Ziel – schneller als je zuvor. Bianca lief nach 3:08 Stunden ins Ziel und knackte sogar trotz Verletzung ihren persönlichen Rekord. Tina schaffte die 500 Meter Schwimmen, 20 Kilometer Radfahren und 5 Kilometer Laufen in 2:02 Stunden und damit um 6 Minuten schneller als im Vorjahr. Ich verbesserte mich gegenüber meinem letzten (eher gemütlich absolvierten) Sprint-Triathlon in 2016 um 13 Minuten bzw. gegenüber meiner bisherigen Bestzeit von 2015 und kam nach 1:41 Stunden ins Ziel. Die beiden Rookies Beate (2:01 Stunden) und Siggi (1:35 Stunden) erzielten ebenfalls großartige Zeiten. Okay, als Rookie ist es schlicht ausgeschlossen, etwas anderes als die persönliche Bestzeit zu erreichen… 🙂 Das schmälert die Leistung, den ersten Triathlon zu finishen, allerdings nicht im geringsten – vor allem, wenn es neben Schwimmen, Radfahren und Laufen noch die vierte Disziplin Diabetesmanagement zu bewältigen gilt.

Zucker brav, Schwimmen schön, Wechsel gelungen

Vor dem Start hatte ich mich noch kurzzeitig gefragt, ob es wirklich eine gute Idee war, auf meinem Blog leichtsinnig eine Wunsch-Zielzeit hinauszuposaunen. So etwas kann auch gehörig schiefgehen. Doch dann… spielte zunächst einmal der Zucker prima mit. Ich hatte am Vorabend mein Basalinsulin Lantus vorsorglich von 5 auf 4 Einheiten reduziert und für das Wettkampf-Frühstück etwa 20% weniger Bolus gespritzt. Entsprechend lag mein Glukosewert in der Stunde vor dem Start recht stabil zwischen 166 und 181 mg/dl – perfekt, um ohne Angst vor einer Hypo in der Alster zu schwimmen. Beim Schwimmen bemerkte ich bereits, dass ich deutlich zügiger unterwegs war als in den Vorjahren: nicht mehr ganz hinten unter den Letzten meines Startblocks, sondern im hinteren Mittelfeld. Das fühlte sich ziemlich ermutigend an. Beim Schwimmausstieg: kein Ausrutschen, keine Zehprellung, ich konnte stattdessen fix in die Wechselzone traben.

Kein unnötiges Herumtüddeln in der Wechselzone

In der Wechselzone angekommen, fand ich spontan mein Fahrrad und meine Box (was nicht selbstverständlich ist, ich bin auch schon einmal versehentlich ein ganzes Stück daran vorbeigelaufen, was bei meinem allerersten Triathlon kostbare Sekunden kostete), schlüpfte in meine leichte Jacke, ohne mir dabei die Arme oder Ärmel zu verknoten, scannte meinen Glukosewert (der war während des Schwimmens auf 189 mg/dl geklettert, musste also nicht mit Sportgel gepimpt werden), zog Socken und Schuhe an, steckte das Libre-Lesegerät in die Jackentasche, setzte den Radhelm auf, schnappte mir mein Rennrad und trabte damit in Richtung Radstrecke – alles ohne nennenswert herumzutüddeln und Zeit zu verschenken. Und übrigens unter den strengen Augen meines Mannes Christoph, der vor einer Weile eine Ausbildung zum Triathlon-Kampfrichter gemacht hat und in Hamburg im Einsatz war. Ich hielt mich natürlich an die Wettkampfordnung: Erst Helm schließen, dann mit dem Rad loslaufen. In der Wechselzone nur schieben, erst hinter der Startlinie aufsteigen. Christoph hatte also nichts zu meckern.

Erstmals seit meinem Sturz keine Angst mehr auf dem Rad!

Vor der Radstrecke hatte ich anfangs ziemlich großen Respekt gehabt. Und zwar zum einen, weil sie seit meiner letzten Triathlon-Teilnahme deutlich verkürzt wurde, sodass sich das Feld natürlich verdichtet und mit mehr Gedrängel zu rechnen war. Das zusammen mit meiner latenten Rennrad-Angst seit meinem Sturz am Gardasee vergangenen Sommer war nicht unbedingt das beste Vorzeichen. Doch kaum saß ich im Sattel, spürte ich dieses Mal, dass ich richtig Bock zu treten hatte und von Anfang an schön in Fahrt kam. Es war zwar tatsächlich an manchen Stellen der Strecke weniger Abstand zwischen den einzelnen Athleten als in den Vorjahren. Doch es entstand kein einziges Mal eine wirklich brenzlige Situation – und so hatte ich während der gesamten Radstrecke tatsächlich erstmals seit meinem Sturz keinen Funken Angst. Stattdessen Bock auf Speed und damit immer wieder Lust auszuprobieren, ob ich den Radler vor mir nicht einholen und an ihm vorbeiziehen könnte – selbst wenn es ein durchtrainiert aussehender Kerl auf einem passablen Rennrad war, der mir normalerweise davonfährt. Es gelang mir auch tatsächlich ein paarmal und machte dann einfach tierisch Spaß. Als ich von der Radstrecke in die Wechselzone einbog, stand dort wieder – wie von Geisterhand dorthin versetzt – mein Mann Christoph aka Hamburgs schärfster Kampfrichter, registrierte lächend, dass ich brav an der Linie vom Rad abstieg und feuerte mich für die abschließende Laufstrecke an.

Laufen ohne GPS – da ist auf die von der Uhr angezeigte Pace kein Verlass

Wieder funktionierte der Wechsel problemlos – bis auf die Tatsache, dass ich es versäumte, mir ein Sportgel als potenziellen Hypohelfer in die Tasche zu stopfen. Doch da ein Glukosewert (bislang ohne jegliche Sport-KE) nun bei 195 mg/dl lag, machte ich mir auf der Laufstrecke keine großen Gedanken darüber, dass ich nun 5 Kilometer ohne Zuckerzufuhr klarkommen musste. Der konstant leicht erhöhte Wert lag mit Sicherheit an der Wettkampf-Aufregung und dem damit verbundenen Adrenalin in meinen Adern, und der Wettkampf war ja noch nicht vorbei. Beim Laufen irritierte mich anfangs, dass die von meiner neuen Sportuhr Fitbit Versa angezeigte Pace langsamer war als sich meine Geschwindigkeit für mich anfühlte. Für einen Moment war ich ein wenig enttäuscht, dass mir nichts Schnelleres als ein Tempo von 6:45 Minuten pro Kilometer gelingen wollte. Doch dann fiel mir zum Glück ein, dass meine Uhr ja kein eigenes GPS hat und deshalb ohne die Verbindung zu meinem iPhone gar keine Distanz (und damit auch keine genaue Geschwindigkeit) messen kann. Im Alltag habe ich mein iPhone auch beim Laufen dabei, sodass es mich nicht stört, dass die Versa kein eigenes GPS hat. Doch ich hatte mein iPhone nicht in der Wechselzone deponieren wollen und musste nun halt auf eine exakte Pace verzichten. Der Blick auf die Uhr und auf die bekannte Strecke verriet mir zum Glück, dass ich schneller unterwegs war als die Versa anzeigte. Und so blieb ich doch zuversichtlich, dass ich eine ordentliche Zielzeit schaffen würde. Das Laufen klappte gut, ich konnte konstant durchtraben, mir tat nichts weh, der Puls war nicht zu hoch, der Zucker nicht zu niedrig, und der Schweinehund ließ sich nicht blicken.

Kräfte sammeln… uuuuuunnnnnnddddd… Schlusssprint!

Beim Zieleinlauf auf dem Rathausmarkt sammelte ich noch einmal all meine Kräfte und setzte zum Schlusssprint an. Im Ziel traf ich auf Beate, die ebenfalls gerade gefinisht hatte. Wir beide wurden mit viel Beifall von Tobi, Bianca, Bernd, Mireia und Thies empfangen, die auf der Website des Veranstalters gleich unsere Zeiten in Erfahrung brachten. Da erfuhr ich, dass ich nicht nur die insgeheim erhofften 1:47 Stunden, sondern sogar 1:41 Stunden erreicht hatte – eine Zeit, die ich mir nie erträumt hätte. Mein Zuckerwert lag im Ziel übrigens bei 167 mg/dl mit gleichbleibender Tendenz, sodass ich auch mit dem Diabetesmanagement als vierter Disziplin ausgesprochen zufrieden war. Was heißt hier “zufrieden”… Ich machte ein Freudentänzchen und konnte gar nicht mehr aufhören zu grinsen!

Was der Körper an Glukose verbraucht, holt er sich früher oder später zurück…

Nach dem Duschen und Check-Out der Fahrräder gesellten Beate und ich uns wieder zu den anderen. Wir hatten wieder einen Tisch im syrischen Restaurant Saliba in den Alsterarkaden reserviert, wo wir auch zwei Jahre zuvor schon am Triathlon-Wochenende im Kreis der IDAA-Aktiven über unsere sportlichen und diabetischen Erfolge gefachsimpelt und uns ordentlich die Bäuche vollgeschlagen hatten. Mir war klar, dass ich meinem Körper den geliehenen Zucker nun spätestens nach dem Wettkampf zurückgeben musste. Denn wenn wegen Aufregung und Adrenalinausschüttung der Zucker beim Wettkampf auch ohne Zuckerzufuhr konstant bleibt oder gar steigt, dann kommt der Sinkflug halt später – so zumindest meine Erfahrung auf diesem Gebiet. Ich halbierte also meinen Bolus für das leckere syrische Couscous-Gericht mit Lammfleisch. Und musste bzw. durfte auf dem Spaziergang zurück zum Bahnhof dann zwingend zwei riesige Kugeln Eis in der Waffel essen (in Übereinstimmung mit Beate auf 5 KE geschätzt), die keinen Bolus brauchten und meinen Zucker von 68 wieder auf sichere 116 mg/dl anheben konnten.

Sehr zufrieden mit meiner Glukosekurve am Wettkampftag

Hier unten seht ihr übrigens meine Zuckerkurve für den Wettkampftag. Triathlon-Start war um 12:00 Uhr, der steile Anstieg zwischen 14 und 15 Uhr ist auf zwei alkoholfreie Erdinger zurückzuführen, die ich mir nach dem Zieleinlauf ohne Bolus gegönnt habe. Danach gab es einen großen Cappuccino mit reduziertem Bolus und das leckere syrische Essen mit halbiertem Bolus, der sich allerdings als immer noch zu hoch entpuppte. Insgesamt bin ich mit dem Glukoseverlauf an meinem Wettkampftag aber sehr zufrieden. Der Zuckerwert war nie exorbitant hoch, und ich fühlte mich zu keinem Zeitpunkt beeinträchtigt oder am Limit.

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Triathlon mit vier Disziplinen: Ein Hoch auf uns!

Heute Morgen hieß es dann erneut früh aufstehen, denn Beate und ich wollten uns für den tollen Support revanchieren und unsererseits Tobi und Bianca anfeuern, die schon um 7:40 Uhr am Start waren. Triathlon heißt für mich eigentlich immer: entweder selbst starten und mich entsprechend auspowern. Oder den ganzen Tag herumlaufen um an den verschiedenen Punkten der Strecke andere Athleten anzufeuern. Als Tobi und Bianca heute glücklich im Ziel angekommen waren, war auch ich ziemlich müde. Und damit ich nun zu einer noch halbwegs zivilen Zeit ins Bett komme, beende ich an dieser Stelle den Blogbeitrag. Leute, es war ein großartiges Wochenende! Diabetes ist für uns IDAA-Starter unsere vierte Disziplin beim Triathlon – und sie hält uns nicht davon ab, uns für einen solchen Wettkampf anzumelden, heil im Ziel anzukommen und persönliche Bestzeiten zu knacken. Ein Hoch auf uns!

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T.P.

Liebe Antje, ich gratuliere Dir und allen anderen IDAA`lern zu diesem erfolgreichen Triatlon und zu dem guten Managment der 4.Disziplin, dem Diabetes.

Herzlichste Grüße aus Dresdenund der sächsischen Schweiz
Torsten

Andreas

Dass muss ja wirklich fantastisch gewesen sein!
Herzlichen Glückwunsch Euch allen!
Der Bericht begeistert und macht Lust, nächstes Jahr selbst am Start zu sein!
Antje, stellst Du gleich die Veranstaltung wieder ein?

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