Tegernsee Triathlon und ein verfrorenes Libre

Hier kommt, etwas verspätet, mein Bericht über meinen ersten Triathlon.
Aber jetzt von vorne:

Resistente Ausgangssituation
Meine Generalprobe, von der ich auch berichtet habe, hatte ich 4 Wochen vor dem Triathlon durchgeführt. Ich dachte, ich wäre besonders schlau, weil ich mich dann ungefähr im gleichen Zyklusbereich befinden werde. Aber, dass sich mein Körper, und vor allem irgendwelche Hormone an meine Pläne halten, wäre ja auch mal was Neues gewesen. Also befand ich mich nicht nach meinen Tagen wie bei der Generalprobe, sondern kurz vor meinen Tagen und damit in meiner insulinresistentesten Phase. Zusätzlich kam dann noch meine Aufregung hinzu, die schon am Tag vorher deutlich zu spüren war. Ich war nur am BZ korrigieren und hatte vor dem Zubettgehen das Ziel wenigsten die Nacht mit gutem BZ zu durchschlafen. Als ich aber endlich um halb drei eingeschlafen konnte, lag ich immer noch über 200 und dabei blieb es dann auch die gesamte Nacht, obwohl ich die Basalrate schon mutig auf 115% gestellt habe.

Trübe Aussichten vor dem Start
Abfahrt war um 6:15 Uhr in München und ich konnte mich auf dem Rücksitz noch etwas ausruhen. Meine geplante Müslimenge von 6 KE habe ich nur zur Hälfte gegessen aber dennoch die geplante Menge Bolus + Korrektur abgegeben. Die andere Hälfte packte ich ein, weil ich unter der gegebenen Bedingung schon ahnte, dass ich für 6 KE an diesem Morgen deutlich mehr Insulin benötigt hätte aber im Hinblick auf den Triathlon Angst vor mehr Insulin hatte (Vielleicht ist das so eine blöde Psychologisch bedingte Handlungsweise??). Jedenfalls kletterte mein Wert während der Autofahrt auf 300. Am Tegernsee angekommen hatte es gerade mal 12°C und es war regnerisch. Also Schwitzen sollte bei diesem Wettkampf zumindest kein Problem werden. Trotz des hohen Wertes stellte ich die Basalrate 1 Stunde vor Start auf 40%. Bis 8:30 Uhr musste die Wechselzone eingerichtet sein. Alles, dem Wetter entsprechend, schön in Tüten verpackt. Ein letzter Scan mit dem Libre zeigte mir 272 ↓. Kurz vor dem Start entschied ich mich dann noch für so ein Power Bar Quetschi Teil, weil mir die stark fallende Tendenz des letzten Scans einfach keine Ruhe ließ. Sobald ich aufs Rad gewechselt hatte, würde ich dann den eventuell doch zu hohen Wert entsprechend korrigieren. Soweit der Plan vor Schwimmstart.

Schwimmen Check
Die Wassertemperatur war mit 19 °C deutliche wärmer als die Außentemperatur ausgeschrieben. Empfunden habe ich das Wasser als sehr viel kälter. Ich gehörte zu einer kleinen Minderheit, die ohne Neo geschwommen ist. Mein Outfit bestand aus Radlerhose mit sehr dünnem Polster und einem rosa engen Surfoberteil, in dem ich sowohl Pumpe (habe mich gegen das Ablegen der Pumpe entschieden), als auch Gel gut verstauen konnte. Nach 36 Minuten hatte ich die Schwimmdisziplin zu 95% mit Brust hinter mir. Bis zur Wechselzone waren es dann 37 Minuten.

Radfahren und mein vergeblicher Blick aufs Libre
Meine Hände waren eiskalt. Das Anziehen des trockenen langen Oberteils unter das Triko erwies sich als Geduldsprobe (Erfahrungswert fürs nächste Mal;)). Jetzt noch ein Scan und eventuelle regulierende Maßnahmen und dann ab auf die Radstrecke. Oder auch nicht! “Sensor zu kalt”, noch drei Versuche aber nichts.  Ich hatte ja auch noch meine BZ-Messgerät in der Wechselzone deponiert. Zweimal setzte ich einen Teststreifen ein, aber durch meine Hektik und Regen scheiterten beide Messungen. Mein Optimismus erlaubte mir hier abzubrechen, da ich überzeugt war in Kürze wieder einen Wert durchs Libre zu erhalten. Also verließ ich nach guten 7 Minuten die Wechselzone, ohne aktuellen Wert.
Ich habe nicht mitgezählt, wie oft ich während der 40 km (1h 26 min) hoffnungsvoll auf das Libre Display geschaut habe. Immer das gleiche Ergebnis: “Sensor zu kalt”. Auch meine Hände, Zehen und Knie waren durchgehend eiskalt, obwohl es immer wieder bergauf ging. Mein Plan war auf dem Rad Energie aufzunehmen, aber nach einem halben Müsliriegel entschied ich mich doch dagegen, weil mein Gefühl eher für zu hohe Werte sprach. Ich überlegte ein wenig Insulin abzugeben und etwas zu essen aber auf diese Situation war ich überhaupt nicht vorbereitet und ich entschied mich dagegen. So ein blödes Gefühl.

Lauf
Beim Wechseln aufs Laufen schaffte ich es, beim dritten Teststreifen eine Messung durchzuführen. Und obwohl ich schon ahnte, dass ich zu hoch sein werde, gab mir die Anzeige von 378 mg/dL ein besch… Gefühl. Ich gab eine Einheit ab und schaffte es nach 4:30 Minuten wieder aus der Wechselzone raus. Während der folgenden 10 km versuchte ich nur noch wenige Male erfolglos zu scannen. Die Strecke war anspruchsvoll und es ging die erste Hälft erst mal hoch. Ich will an dieser Stelle nichts verschönen, ich war sehr enttäuscht, weil ich einmal mehr erfuhr, dass der Diabetes das Rennen bestimmte, obwohl ich doch an so viel gedacht und mich gekümmert hatte. Mit einer Mischung aus Wut und Ehrgeiz lief ich nach 58 Minuten durchs Ziel, ein Lächeln konnte ich mir in diesem Moment nur schwer abringen. Nachdem mein Mann, 5 Minuten seine warmen Hände auf den Sensor gehalten hatte erhielt ich dann auch wieder Info vom Libre: 236.

Resümee:
Ich stelle nicht zum ersten Mal fest, dass körperliche Leistungen und der Diabetes bei mir keine Dream Team darstellen. Meine letzte sehr prägende Erfahrung war eine Transalp mit dem Bike, die nicht hätte genialer sein könne aber der Diabetes war katastrophal. Nichts desto trotz wird das nicht mein letzter Triathlon gewesen sein und mit dem Bike bin ich demnächst auch wieder ein paar Tage im Karwendel unterwegs. Das hat ja auch etwas mit Lebensqualität zu tun und immer fällt das Libre hoffentlich auch nicht wegen „Kälte“ im Sommer aus  😉  Also beschließe ich  optimistisch zu bleiben.

 

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Andreas

Irgendwie ist das ein Kreuz mit dem Team Triathlon & Diabetes. Ich habe das eigentlich noch nie zufriedenstellend hinbekommen, auch beim ITU Triathlon vor etwas mehr als einer Woche nicht.. Auch einige Mitglieder des ehmaligen, von Accu Check gesponserten Triathlon-Teams hatte immer wieder unglaubliche Anstiege, vor allem nach dem Schwimmen.
Auch wenn dieser Teil des Wettkampfs bei uns (NOCH) nicht ganz so funktioniert, finde ich es wichtig und richtig, dass wir es dennoch tun – und erfolgreich finishen!
Und dazu gratuliere ich herzlich! Und alles andere, das kriegen wir beim nächsten Mal in den Griff, ganz sicher. 🙂

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