Folgendes Problem: Seit 2005 spritze ich (Diabetestyp 1 Lada). In der letzten Zeit leide ich unter sehr starken Hautreizungen an den Beinen. Bin in Behandlung,…
Bergsteigen mit Diabetes
Hallo zusammen,
ich werde voraussichtlich am Ende diesen Jahres nach Nepal verreisen um dort eine 25-tägige Hochtour durchzuführen. Der höchste Gipfel den wir besteigen werden wird 6189m hoch sein. Im Zuge meiner Planung sind mir Fragen bzgl. der technischen Kompatibilität meiner Insulinpumpe (Medtronic 640G) und meines FGM-Sensors (FreeStyle Libre) aufgekommen. Der technische Support beider Unternehmen hat mich bereits auf maximale Höhe und minimale Temperatur hingewiesen, aber ich würde euch gerne noch einmal fragen, ob ihr schon Erfahrungen mit Insulinpumpe und co in größeren Höhenlagen gemacht habt. Bei meinen bisherigen Touren war ich nie weit über 3000m unterwegs.
Jegliche Hilfe von euch würde mich sehr freuen.
Beste Grüße
Raphael
Moin!
In Ulrike Thurms “Sport- und Diabetesfibel” findest Du ein Kapitel und einen Erfahrungsbericht zum Bergsteigen bzw. zum Extrem-Trecking. Das ist sicherlich interessant! Der Libre funktioniert wohl in großen Höhen, von einer Pumpe raten die Bergsteiger ab, weil ihnen bei -20, -30 Grad der Pumpenschlauch eingefroren ist, unter der Kleidung …
Wie kalt wird es denn in Nepal sein?
Und berichte unbedingt, wie es war. Hier und/oder im Jahrbuch? Du findest bestimmt interessierte Leser!
Viele Grüße
Andreas
Hallo Andreas,
vielen Dank für den Tipp, werde ich mir dann denke ich mal zulegen und durchlesen. Die Temperatur wird denke ich nicht das Problem sein, da ich jegliches kritisches Equipment eng am Körper tragen kann. Ich sorge mich eher um die Höhe bzw. den geringeren Luftdruck, da die Funktionstüchtigkeit laut Hersteller sowohl bei der Pumpe als auch beim Libre nur bis knapp über 3000m garantiert werden kann.
Daher überlege ich momentan, für die Reise wieder auf den Pen umzusteigen und mir das Contour XT als BZ-Messgerät zuzulegen, da dieses Gerät bis 6300m ausgelegt ist. Nur habe ich den Pen seit zig Jahren nicht mehr benutzt, da müsste ich vorher denke ich noch eine Testphase einlegen um mich diesbezüglich wieder richtig einzustellen (es gibt scheinbar Schemata, welche den Umstieg von Pumpe auf Pen erleichtern, was Basalrate etc. anbelangt). Was meint ihr?!
Gerne kann ich im Anschluss an die Reise einen Bericht verfassen.
Beste Grüße
Raphael
Hallo Raphael,
ich beneide Dich um Dein Vorhaben und wünsche Dir eine tolle Zeit mit vielen Eindrücken und neuen persönlichen Erfahrungen. Über einen Bericht würden wir uns sehr freuen.
Zu Deiner Frage: ich würde Dir als Diabetesberater empfehlen, wenn Du auf Pen umsteigen möchtest, wenigstens 4 Wochen Zeit für die Therapieumstellung zu planen. Ich würde zuerst den Bolus zu den Mahlzeiten sowie die Korrektur über Dein Analoginsulin über Pen spritzen und die BR noch über die Pumpe laufen lassen. Wenn Du dann die BE Faktoren, Korrekturfaktor und evtl. Spritz-Ess-Abstand geprüft hast und dies gut funktioniert, dann würde ich nach Rücksprache mit Deinem Diabetesteam das Basalinsulin auswählen und entsprechend testen und einstellen. Mein Vorschlag wäre ein Langzeitinsulin zu verwenden, welches Du morgens und abends spritzt. Dann kannst Du je nach geplanter Bewegung, BZ Einstellung… besser reagieren.
Ich stehe Dir gern bei Fragen unter torsten.plachta@gmx.de zur Verfügung.
Alles Gute und viel Erfolg
Torsten
Hallo Torsten,
vielen Dank für den Ratschlag, das werde ich definitiv berücksichtigen. Wie schaut es denn mit der Menge des via Pens zu spritzenden Basalinsulins aus? Kann man sich da an der Menge der Insulinpumpe orientieren? Wenn ich mir jetzt bspw. morgens um 08:00 und abends um 20:00 das Basalinsulin spritze und ich momentan mit der Insulinpumpe zwischen 08:00-20:00 22IE und zwischen 20:00-08:00 20IE abgebe, kann ich dann ca. dieselbe Menge mit dem Pen abgeben? Bei der Wahl des Basalinsulins bin ich jetzt auf Grund verschiedener positiver Erfahrungsberichte auf Tresiba gestoßen, beim Bolusinsulin würde ich wie mit der Pumpe beim Humalog bleiben.
Viele Grüße
Raphael
Ich empfehle: Diabetes mellitus and high altitude trecking; Pieter de Mol, 2015, S. 159; Diss. Uni. Nijmegen;
und ==> Raphael:
Kontaktiere mich via Email, falls Dich meine per. Daten / Erfahrungen -2014, 4W Nepal- interessieren;
Hmax. ü. NN: ca. 4500.
Hallo Alfred,
habe mir die Studie mal runtergeladen, besten Dank dafür. Und du kannst gerne deine Erfahrungen mit mir teilen. Insbesondere bzgl. Insulinversorgung, BZ-Messungen + Geräte, Kohlenhydratversorgung während der Belastungen, Ausrüstungsliste etc.
Danke für jegliche Tipps.
Beste Grüße
Raphael
Hallo Raphael, ich habe letzten Monat den Mont Blanc mit Freestyle Libre 2 und Fiasp Pen bestiegen. Bis ca. 4000m Höhe hatte ich keine Probleme mit dem Messgerät. Dann konnte ich es allerdings aufgrund der Kälte (ca. -10°C) nicht mehr einschalten. Ich hatte das Messgerät in der Hardshell und nicht in der Daune. Zum Glück konnte ich noch mit dem Handy scannen. Das Insulin (in der Daune) scheint alles gut überstanden zu haben.
Ich war schon oft in Nepal beim Trekken und Bergsteigen und habe dabei auch die Gipfel des Mount Everest und des Cho Oyu bestiegen. Ich war immer mit Pen und blutiger Messung unterwegs und denke, dass dies auch der einfachste und sicherste Weg ist, obwohl es mich sehr interessieren würde, ob es mit dem Libre klappt. Schließlich muss ich alles Schützenswerte beim Diabetes in meiner Jackentasche und dann im Schlafsack verstauen. Für technisches Equipment bedarf es immer eines nicht-technischen Backups, und dafür ist einfach kein Platz.
Ich mache mir immer noch eine Halskette (Basal- und Bolusampulle mit Leukoplast und einem starken Bindfaden zusammengebunden) für den Fall der Fälle (z.B. Verlust). Da du den Island Peak im Visier hast, kannst du ein Depot in Pheriche (Medizin-Station) oder Dengpoche oder Chukung (in einer Lodge) anlegen.
Das normale Wandern im Khumbu-Gebiet führt eher zur Senkung des BZ. Das Klettern in einer Höhe, an die der Körper noch nicht angepasst ist (und das ist im Gipfelbereich zu erwarten) führt zu Hypoxie und zu hohem BZ, auch Nicht-Diabetiker klettern da an die 200 mg/dl. Die hohen Werrte sollte man aber nicht zu brutal korrigieren, da nach Ende der täglichen Belastung trotzdem ein Muskelauffülleffekt einsetzt.
Liebe Grüße
Geri
Hallo Geri,
vielen Dank für deinen hilfreichen Kommentar, ich werde dann definitiv von meinen Erfahrungen mit dem Freestyle Libre berichten. Und vor allem den allerhöchsten Respekt vor deinen Leistungen, ich habe sehr interessiert deinen Beitrag über Alpinismus in Zusammenhang mit Diabetes in der Diabetes- und Sportfibel gelesen.
Eine Frage an dich: Kannst du eine handliche Brust-/Schultertasche empfehlen, die nah am Körper getragen werden kann um die temperaturempfindlichen Gegenstände aufzubewahren? Leider tue ich mich mit der Auswahl noch etwas schwer.
Vielen Dank für deine Hilfe!
Beste Grüße
Raphael
Hallo Raphael,
Was die Temperaturempfindlichkeit betrifft, müssen wir uns nur um frostige Temperaturen kümmern. Wärme schädigt das Insulin nicht, wir können monatelang in warmen Ländern ohne Kühlung unterwegs sein und werden den minimalen Wirkungsverlust nicht einmal bemerken. Vor dem Gefrieren schütze ich mein Insulin allerdings schon. Im allgemeinen reicht es für mich, die Insulinampullen in der Brusttasche der Jacke zu transportieren und beim Schlafengehen das Ganze umgehend im Schlafsack zu verstauen. Auf der Antarktis habe ich eine Anglerjacke unter der Daune angezogen.
Beispiele für Angler-Westen:
https://www.amazon.de/dp/B01HAVAHFY/ref … B01HAVAHFY
https://www.ebay.at/itm/Herren-Netz-Wes … 3620540677
Im Himalaya wie gesagt nur in die Jacke. Beim Trekken zum Berg wirst du untertags wohl kaum Minustemperaturen haben, du musst also nur auf den Aufstieg zum Island Peak konzentrieren. Zu beachten sind aber die kalten Temperaturen in den Schlafräumen der Lodges, da habe ich immer wieder bis zu -7 Grad gemessen.
Das Insulin muss über null gehalten werden, beim Messgerät ist das nicht unbedingt notwendig. Allerdings dauert es etliche Minuten, bis das Messgerät nach dem Anwäärmen wieder funktionstüchtig ist.
Liebe Grüße
Geri
Hallo David, vielen Dank für deinen Beitrag. Mit der Temperatur muss man wirklich vorsichtig sein, ich werde daher nach Nepal auch einen Temperatursensor mitnehmen damit ich stets weiß, wann die Temperaturen kritisch werden. Alle temperaturempfindlichen Gegenstände (Insulinpens, Teststreifen, Messgeräte, Ketonstreifen, Glukagon-Spritze) werde ich dann in einer Umhängetasche nah am Körper tragen. Hast du den gemessenen Wert vom Libre auch einmal mit einer Blutzuckermessung vergleichen können?
Hallo Raphael,
ich war dieses ja Ostern auf dem Kasbek in Georgien und im September auf dem Mont Blanc. Ich tragen die Animas und einen Dexcom G4. Die Technik hat tadellos funktioniert. Am Kasbek war es sehr kalt (nachts wohl minus30 amGipfel, morgens vermutlich um die minus 20 und im Schlafraum waren es etwa – 5Grad). Hab drauf geachtet, Pumpe und Schlauch am Körper unter der Kleidung zu tragen. Lief so alles ohne Probleme! 😊
Wünsche Dir eine tolle Reise und wäre an einem Erfahrungsbericht sehr interessiert!
Grüße aus dem Allgäu