WIR SIND NICHT SCHE1SSE! Our World with Typ 1!

Vor ein paar Tagen hat die größte Typ1-Diabetes-Kampagne (www.aworldwithout1.de) begonnen, die es je in Deutschland gegeben hat. Über 1500 Plakate in zahlreichen Großstädten an Bahn-, U-Bahnhöfen und über 560 Infoscreens. Federführend für diese Kampagne ist das renommierte Helmholtz Institut in München zusammen mit dem Bundesministerium für Bildung und Forschung. Es scheint alles angerichtet, um über die vielen tollen Persönlichkeiten, der Aufklärungsarbeit, die die vielen Diabetolog/innen und Diabetesberater/innen täglich leisten, zu berichten und den Betroffenen Mut zu machen.

Das Ergebnis macht uns fassungslos! Eigentlich soll über eine neue Methode der Prävention bei Säuglingen berichtet werden, welche zunächst vielversprechend klingt, aber die Krankheit noch lange nicht verschwinden lässt. Diese Kampagne schafft es hingegen, im Handumdrehen jeden Typ1-Diabetiker aufs Primitivste zu diskriminieren und macht viele Kinder und Jugendliche zur Zielscheibe für Mobbing und Ausgrenzung.

 Es war für viele von uns ein weiter Weg, vom Verstecken der Krankheit selbst vor Freunden, vom Inkaufnehmen hoher Blutzuckerwerte in Gesellschaft, nur damit keiner bemerkt, dass wir spritzen müssen, hin zu einem selbstbewussten Umgang mit unserem Diabetes. Wir haben gemeinsam erfolgreich gegen Verbote (z. B. das weltweite Tauchverbot für insulinspritzende Diabetiker, Ausschluss vom Schulsport bei manchen Kindern mit einem Typ 1 Diabetes etc. …) gekämpft.  Ein Weg der uns genau das Gefühl nahm, das wir von dieser Kampagne jetzt wieder eingetrichtert bekommen: Du bist weniger wert als ein Gesunder oder mit deren Worten: Du bist ein „Sche1sstyp“.

Unsere Arbeit als IDAA sollte und soll genau das Gegenteil zeigen. Wir haben sehr erfolgreiche Mitglieder mit einem Typ 1 Diabetes in unseren Reihen (Medaillengewinner bei Olympischen Spielen, erfolgreiche Profisportler aus unzähligen Sportarten, Weltmeister, Europameister, Champions League Gewinner usw.), die stolz nach außen tragen und damit ganz vielen anderen Menschen mit einem Typ 1 Diabetes und deren Angehörigen Mut machen, Hoffnung geben, Wege aufzeigen und einfach vorleben:

MENSCHEN MIT DIABETES KÖNNEN ALLES ERREICHEN,
wenn sie sich nicht entmutigen lassen,
wenn sie sich und ihren Diabetes annehmen und kennenlernen,
wenn sie ihre Therapie anpassen können,
WENN SIE ES GUT VORBEREITEN UND EINFACH TUN!
(www.laufen-mit-diabetes.de)

Die Kampagne besteht aus mehreren Teilen, im zweiten Schritt sollen Kinder gezeigt werden: „Fritz oder Fr1tz? Dass die Doppeldeutigkeit nicht nur die Krankheit, sondern auch die Menschen meint, belegen die folgenden Plakate, bei denen Menschen mit den zitierten Sprüchen (Tina ist T1na) auf ihre Krankheit reduziert werden. Das Wortspiel stößt deshalb bei vielen Menschen mit Typ-1-Diabetes sauer auf. „Ich bin kein Sche1sstyp“, sagen sie – nicht der Diabetes werde hier als Scheisstyp wahrgenommen, sondern der Mensch selbst – manch einer ist sogar im Büro schon als „Na, du Sche1sstyp“ angesprochen worden. (www.blood-sugar-lounge.de)

Eine persönliche Reaktion von Timur zeigt, wie diese Darstellung bei uns Sportlern mit einem Typ 1 Diabetes ankommt:

„Ich bin Timur und NICHT T1mur! Was fällt dieser Kampagne ein, mich durch meinen Diabetes abzustempeln? Ich habe auch Dank meines Diabetes sehr viel erreicht in meinem Leben. Ich habe bei den Olympischen Spielen in Rio die Bronzemedaille gewonnen, bin Juniorenweltmeister, Champions League Sieger, mehrmaliger Deutscher Meister… die Liste lässt sich weiter fortführen. Durch meine Geschichte habe ich die Ehre, anderen Diabetikern Mut zu machen bei Vorträgen, Camps und Schulungen. Diese Kampagne: „A World Without 1“ tritt diese Arbeit mit Füßen!“ (timuroruz.de/)
Timur Oruz Bronzemedaillengewinner bei den Olympischen Spielen in Rio de Janeiro 2016

Gut gedacht bedeutet in diesem Fall leider nicht gut gemacht, deshalb schließen wir uns von der IDAA dem folgenden Plakat (welches wir online gefunden haben @zuckerkatze) an:

Ulrike Thurm im Namen des Vorstands der IDAA
(textliche Anleihen: Andreas May, Antje Thiel, Timur Oruz)

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